Die Britischen Bilder

Weber hatte sich kurz vor 1940, nach Auslagerung großer Bestände der Bibliothek des Kieler Weltwirtschaftsinstituts in den Ratzeburger Dom, eingehend sowohl mit der Wirtschaft als auch mit der Geschichte des Britischen Weltreiches beschäftigt.
In intensiver Arbeit entstanden zunächst ohne Auftrag etwa 200 Skizzen und Zeichnungen, die sich gegen den - in diesem Fall britischen - Imperialismus und Kolonialismus richteten und damit den Ideen des "Widerstandskreises" um Ernst Niekisch folgten. Die hier gezeigten Bildbeispiele datieren jeweils 1939/1940.

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Blick auf
Windsor
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Burenkrieg.
Um Gold und Diamanten
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Das Ende
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Freiwild
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Die Kathedrale
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Der Plumpudding
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Wales unter Tage
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Webstuhl in
Lancashire
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Westminster

Blätter wie Burenkrieg prangerten das Gewinnstreben einer Großmacht auf Kosten der Schwachen an; solche wie Der Webstuhl in Lancashire und Blick auf Windsor zeigen auf, daß nur wenige von diesen Gewinnen profitierten, währen die Masse des Volkes im Schatten des Reichtums in bitterer Not lebte. Es wäre kurzsichtig, in dem Zyklus, den Weber "Reichtum aus Tränen" betitelte, eine Abrechnung des Künstlers mit Großbritannien sehen zu wollen. Das britische Empire war lediglich markantes Bespiel imperialistischer Kolonialmacht. 1941 wurden 45 Zeichnungen unter dem Titel "Britische Bilder" im nationalsozialistischen Nibelungen-Verlag Berlin veröffentlicht. 1943 folgte eine in der Bildauswahl leicht veränderte Volksausgabe, die z. B. auf das Blatt Der Schuß nach hinten verzichtete, da ein solches Thema auch als gegen die deutschen Machthaber gerichtet hätte verstanden werden können.

Das nationalsozialistische Regime benutzte die Zeichnungen mehfach zu einer Hetzpropaganda gegen den Kriegsgegner England: Bereits 1941 erschien eine Teilpublikation der Folge mit dem Untertitel "Ein Künstler entlarvt Englands Verbrechen". Die den Zwecken der NS-Machthabern genehmen Blätter wurden mit einem dreisprachigen Propagandatext versehen, der die ursprüngliche sozialkritische Absicht der Arbeiten geflissentlich übersah und vielmehr den Zweck verfolgte, den Feind moralisch zu diffamieren. "Im Grunde sind die Britischen Bilder - europäische Bilder. Ihre propagandistische Verwertbarkeit ist vordergründig; ihr Thema ist der Tod einer europäischen Vor- und Weltherrschaft" (G. Wolandt). Weber waren diese Arbeiten zeitlebens sehr lieb und teuer. Einem engen Freund schrieb Weber: "Ich hätte sie auch dem Teufel auf den Hintern geklebt!" Sie gehören in der künstlerischen Qualität zu den Höhepunkten in seinem Werk und geben auch unmittelbaren Einblick in die schwierigen Verhältnisse, denen Kunst im totalitären Regime ausgesetzt war.

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